Zu starke Zinserhöhungen im Vereinigten Königreich könnten zu einer Krise am Immobilienmarkt führen, warnt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Nach der Ankündigung der Bank of England (BoE), ihr befristetes Stützungsprogramm für britische Staatsanleihen zu beenden, erreichten die Renditen für langlaufende Papiere wieder ihren Höchststand von über 5,1 Prozent – nachdem sie unmittelbar nach der Ankündigung dieser Initiative auf bis zu 3,6 Prozent gefallen waren.
In der Folge gab es einige Hinweise, dass die BoE von ihrer Position abrücken würde, wenn die Marktbedingungen dies rechtfertigten. In Verbindung mit Andeutungen, dass die Regierung zur Rücknahme von Teilen ihres Haushaltsplans gezwungen sein würde, führte dies zu einem erneuten Rückgang der Renditen.
„Da die Märkte einen starken Anstieg der britischen Zinsen einpreisen, haben sich die finanziellen Konditionen verschärft. Das stellt eine erhebliche Bedrohung für den britischen Immobilienmarkt dar. Nach unseren Schätzungen werden sich die Hypothekenkosten für etwa zwei Millionen Haushalte innerhalb der kommenden zwölf Monate verdoppeln, wenn die BoE die Zinssätze, so wie in den Terminkursen eingepreist, anhebt“, so Dowding.
Da die Wohnkosten im Südosten des Vereinigten Königreichs rund 40 Prozent der Einkommen ausmachen, bestehe die Gefahr, dass ein solcher Schritt die Mehrheit dieser Hypotheken in Verzug bringt. Für diesen Fall erwarten Dowding und sein Team einen Rückgang der Immobilienpreise um 40 Prozent, der die Preisentwicklung bei langlaufenden festverzinslichen Vermögenswerten in diesem Jahr widerspiegelt. Dies wiederum könnte einen finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch auslösen.
„Wir sind daher der Meinung, dass die BoE die Zinssätze nicht in dieser Form wird anheben können. Sie wäre aus unserer Sicht mit einer wesentlich moderateren Straffung besser beraten. In vielerlei Hinsicht scheint dies gerechtfertigt, da die Inflationserwartungen dank der Entwicklung der Energiepreise und der Besorgnis über die Konjunkturaussichten heute niedriger sind als vor dem ‚Mini-Budget‘. Wir sind der Meinung, dass das Vereinigte Königreich gezwungen sein wird, die Inflation länger auf einem höheren Niveau zu halten. Folgen wären eine steilere britische Renditekurve und ein schwächeres Pfund“, schreibt Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.