dieeigentuemer.de Aktuelle Informationen rund um Finanzen, Immobilien & Anlagen

DPAM-Kolumne: „2022 wird als das Jahr des großen Resets in Erinnerung bleiben“

Click to rate this post!
[Total: 0 Average: 0]

Das Jahr 2022 wird als das Jahr des großen Resets in Erinnerung bleiben. Die Umkehrung der Geldpolitik von einem unkonventionellen, stetigen QE-Zustand hin zu einem klassischen, konventionellen Zustand hat die meisten Marktteilnehmer überrascht. Im Nachhinein hätten sich selbst die Zentralbankpräsidenten nicht vorstellen können, dass die Märkte ihnen einen Ausstieg gewähren würden, der bisher ohne größere systemische Kollateralschäden vonstattenging. Dies merkt Peter De Coensel, CEO des Vermögensverwalters DPAM, in einer Kolumne an.

Am deutlichsten zeige sich die Umstellung im Niveau der langfristigen 30-jährigen US-Realzinsen. Dieser langfristige reale Diskontsatz stieg von minus 0,50 Prozent zu Beginn des Jahres auf derzeit plus 1,84 Prozent. „Eine bemerkenswerte Anpassung, die uns in die Nähe eines durchschnittlichen Niveaus von 2,00 Prozent bei den 30-jährigen Realzinsen katapultiert, das in den Jahren 2000 bis 2008 beobachtet wurde. In der Tat haben die Zentralbanken ihren Spielraum entscheidend vergrößert. Sie können wieder auf das zinspolitische Instrumentarium zurückgreifen, um zyklische oder antizyklische Ergebnisse zu steuern. Was für ein Ergebnis“, sagt De Coensel. Da das Tempo der Anpassung so brutal war, dauere es eine Weile, bis die Geldpolitik durchschlagen wird. Sie wirke mit einer Verzögerung und sickere bis zu der Ebene durch, auf der Investitionsentscheidungen getroffen werden, seien es die Haushalte oder die Unternehmen. Dieser letzte Satz verdiene es, innezuhalten. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass eine solche plötzliche Umstellung das potenzielle Wirtschaftswachstum nach unten verändert haben könnte, da sie die Pläne der Haushalte und der privaten Unternehmen unter finanziellen Zwängen verändere.

Auf der Ebene der Haushalte gebe es den Traum vom Hauskauf. Der Index für die Erschwinglichkeit von Wohneigentum für Erstkäufer ist gegen Ende des zweiten Quartals 2022 auf 68 gesunken. Diese Reihe begann im Jahr 1986. Das letzte Mal, dass ein solcher Wert erreicht wurde, war im Sommer 2006. Zwischen 1986 und 2006 lag der Index im Durchschnitt bei 80. Der Anstieg der langfristigen nominalen und realen Zinssätze hat den 30-jährigen Festhypothekenzins in Richtung 7,25 Prozent getrieben und damit in die Nähe der höchsten Werte gebracht, die in den Jahren 1999 bis 2000 erreicht wurden. Der „Homebuilder Sentiment Index“ vom Oktober sank auf 38 und näherte sich damit dem Tiefststand von 30 im März 2020, dem Ausbruch der Pandemie, und war weit von den 90 Ende 2020 entfernt, als die Zentralbanken die langfristigen Zinsen auf historische Tiefststände drückten.

An dieser Stelle sei ein Blick in die Vergangenheit und insbesondere auf die große Finanzkrise von 2008 wichtig. Zu Beginn des Jahres 2008 schwankten die 30-jährigen Realzinsen um 1,70 Prozent und durchbrachen im Frühjahr die 2,00-Prozent-Widerstandsmarke. Ende Oktober 2008 waren die 30-Jahres-Realzinsen jedoch auf 3,25 Prozent hochgeschnellt. Die globalen Märkte wurden von einer Kreditklemme überrollt, der die Marktteilnehmer nur dadurch begegneten, dass sie davon ausgingen, dass die Ende 2008 eingeleiteten groß angelegten Ankäufe von Vermögenswerten durch die Zentralbank (QE) in der Lage sein würden, das System zu beruhigen und die Kreditmärkte wieder in die Spur zu bringen. Die FED sei sich durchaus bewusst, dass ein weiterer Anstieg der Realzinsen gegenüber dem derzeitigen Niveau zu unerwünschten Ergebnissen führen könnte. Der Markt geht von einem finalen Leitzins von 4,75 Prozent bis 5,00 Prozent aus. Die Kernaussage heute sei, dass jeder Anstieg der Erwartungen für die US-Leitzinsen über 5,00 Prozent hinaus einen nichtlinearen Anstieg der Wahrscheinlichkeit einer Kreditklemme auslösen könnte, wie sie im zweiten Halbjahr 2008 tatsächlich eingetreten ist. Die Kreditspreads könnten sprunghaft ansteigen. Die Aktien könnten eine weitere schmerzhafte Talfahrt erleben. (DFPA/mb1)

Degroof Petercam Asset Management (DPAM), mit Hauptsitz in Brüssel ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft und verwaltet Investmentfonds sowie diskretionäre Mandate im Auftrag institutioneller Kunden.

www.degroofpetercam.com

von
dieeigentuemer.de Aktuelle Informationen rund um Finanzen, Immobilien & Anlagen

Archiv