Nachdem europäische Automobilaktien in diesem Jahr bereits satte Kursgewinne einfahren konnten, kommen sie nun in ruhigeres Fahrwasser, schreibt Marc Decker, Leiter Fondsmanagement bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Der Experte und sein Team erwarten zwar nach wie vor eine gewisse Aufwärtsbewegung, sind aber nicht mehr „bullish“ für den Sektor.
Kurstreiber war bisher vor allem die Einschätzung, dass die europäischen Autohersteller nach Jahren der Zögerlichkeit nun endlich die Weichen für den Anschluss an die E-Mobilität gestellt haben. Dieser Vertrauensvorschuss des Marktes müsse nun erfolgreich bestätigt werden. Auf dem Weg dorthin liegen laut Decker jedoch noch einige potenzielle Stolpersteine.
So werde es einige Jahre dauern, bis die Investitionen in Elektroautos eine angemessene Rentabilität erwirtschaften werden. Zudem gebe es Ausführungsrisiken bei elektrischen und digitalen Technologien, die zu kostspieligen Rückrufaktionen führen könnten, da sich die traditionellen Autohersteller in einem noch frühen Stadium der Lernkurve befinden. „Die Verknappung von Halbleitern ist ein klarer Belastungsfaktor für die Erträge, zumindest bis Mitte 2022“, so Decker.
Aktuell hängt der Kauf von Elektroautos erheblich von staatlichen Subventionen ab. Eine Absenkung oder Abschaffung der staatlichen Kaufprämien würde die Hersteller von Elektroautos stark treffen, meint Decker. Gleiches gelte für die große Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Sollte China aus geopolitischen Gründen künftig einen konfrontativeren Kurs fahren, könnte dies zu einem Absatzschock bei europäischen Autoherstellern führen. Aus Wettbewerbssicht berge zudem die große Anzahl an Neueinsteigern am Elektrofahrzeugmarkt ein gewisses Risiko.
Decker: „Die aufgezählten Risiken sprechen nicht grundsätzlich gegen den Automobilsektor, zumal die Bewertungsniveaus sowohl gegenüber dem Gesamtmarkt als auch gegenüber den reinen Produzenten von Elektroautos noch recht günstig sind. Sie zeigen jedoch, dass die europäischen Automobilhersteller in Sachen Elektromobilität noch einige Hausaufgaben zu erledigen haben, bevor es an den Börsen weiter kräftig nach oben gehen kann.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Merck Finck „Blitzlicht“
Merck Finck a Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.