„Wir sehen für das kommende Jahr drei übergeordnete Themenbereiche, welche für Investoren und ihre Anlageentscheidungen relevant sind: Geldpolitik, De-Globalisierung und Dekarbonisierung. Die Entwicklungen innerhalb dieser Themenfelder gehören zu den größten Einflussfaktoren an den Finanzmärkten“, sagt Stefano Zoffoli, Chefstratege bei dem Vermögensverwalter Swisscanto Invest.
„Entgegen der meisten Markteinschätzungen erwarten wir unverändert tiefe beziehungsweise negative Zinsen und können uns sogar vorstellen, dass die US-Notenbank Fed letztlich keine Zinserhöhungen durchführt. Denn die Fed reagiert seit Jahren vor allem auf politische Anreize. Und hier registrieren wir zu wenige, um die Liquiditätszufuhr zu beenden“, sagt Zoffoli. „Inflation ist ein Thema, welches zu Handlungen der Notenbanken in den USA und in Europa führen könnte. Doch hier rechnen wir nach einer weiterhin hohen Inflation im ersten Halbjahr 2022 mit einem Rückgang im zweiten Halbjahr von rund sieben auf etwa vier Prozent. Wir halten das Inflationsthema erst in Richtung 2023/24 für einschneidender, da unter anderem ein demografischer Wandel nicht zu kompensieren sein wird. Hier kommen dann schwierige Aufgaben auf die Notenbanken zu.“
Eine große Konsequenz der Corona-Pandemie sei die De-Globalisierung. Die Rückkehr von „lokal statt global“ aufgrund der Lieferkettenprobleme stehe 2022 im Mittelpunkt. Produktionsstätten und Zulieferer in der Nähe seien von wachsender Bedeutung. Und die Dekarbonisierung bleibe politisch und gesellschaftlich, trotz des enttäuschenden Klimagipfels von Glasgow, ganz oben auf der Agenda. „Für Investoren ist die Dekarbonisierung ein wichtiger Faktor bei der Auswahl ihrer Investments. Denn der Weg zu einer CO2-neutralen Wirtschaft ist unumkehrbar“, meint Zoffoli.
„Realwerte sind 2022 die Favoriten. Dazu gehören beispielsweise Immobilien, Rohstoffe und Aktien. Die Dividendenpapiere werden vom nur leicht veränderten expansiven Kurs der Notenbanken unterstützt. Während die hohe Bewertung (zumindest historisch, weniger relativ zu den Anleihen) und nachlassende Konjunktur eher unvorteilhaft sind, sprechen Geldmenge, Sentiment und Momentum für diese Anlageklasse. Wir bevorzugen für das kommende Jahr Qualitätsaktien von Unternehmen, welche idealerweise auch über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen. Ins Visier nehmen wir verstärkt Nebenwerte, welche lokal tätig sind aufgrund der angesprochenen Thematik zu den Lieferketten. Unter den Sektoren erachten wir Versorger für besonders interessant. Und obwohl europäische Aktien Nachholbedarf haben gegenüber US-amerikanischen, erwarten wir im dann siebten Jahr in Folge eine leichte Outperformance der US-Märkte gegenüber den europäischen. Und Schwellenländer-Aktien könnten positiv überraschen, aber aktuell bewerten wir die Aussichten vorsichtig. Generell wird uns eine erhöhte Volatilität im Aktienmarkt begleiten“, so Zoffoli. (DFPA/mb1)
Die Swisscanto Asset Management International S.A., Luxemburg, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Swisscanto Holding AG, die wiederum zum Konzern der Zürcher Kantonalbank gehört. Die Gesellschaft verfügt über eine deutsche Niederlassung in Frankfurt am Main.